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Takesi-Trek: Keine Isomatte ist auch keine Lösung und andere Fehlerchen



Auf dem Zwischenseminar in Cochabamba habe ich das erste Mal vom Takesi-Trek erfahren und wollte ihn eigentlich im Mai machen, um meinen bisherigen Freiwilligendienst zu reflektieren und neue Ideen für die restliche Zeit zu finden. Allerdings bot sich die Möglichkeit schon dieses Wochenende, da mein Arbeitskollege angeboten hat, mit ihm die Trekking-Route abzulaufen, da er sich sehr gut auskennt und die Strecke bereits sechszehnmal gegangen ist. Uns Trekking-Anfängern sind allerdings so viele Fehler unterlaufen, dass es sich anbietet, das Abenteuern anhand ihrer zu erzählen.


Der Trekking-Rucksack

In einem Vorgespräch zwischen mir und meinem Kollegen hat dieser darauf hingewiesen, dass wir Trekking-Rucksäcke benötigen. Auf meine Nachfrage, was Trekking-Rucksäcke seien, meinte er, dass sie die Möglichkeit böten, Zelt, Schlafsack und Isomatte zu verstauen. Daraufhin haben Lucas und Oskar ihre Wanderrucksäcke mitgenommen und Jule und ich unsere großen Rucksäcke.

Als mein Kollege uns so gesehen hat, hat er Bedenken geäußert, dass wir gut den Berg hochkommen würden. Denn sein Rucksack war um Welten kleiner als unsere.

Nur Ruth hatte einen Trekking-Rucksack dabei, da sie sich einen von ihren Kollegen ausleihen musste, die scheinbar Ahnung von Trekking-Touren hatten.


Das Gepäck

Marcelo, mein Kollege, war auch deshalb besorgt wegen unseres Gepäcks, weil wir unglaublich viel mitgenommen haben. Da kann man ihn aber auch teilweise schuldig sprechen. Denn er hat angekündigt, dass es auf dem Weg keinen Laden geben würde und, dass wir nur das essen könnten, was wir mitnähmen. Wir sollten uns also Essen für zwei Mittagessen, ein Frühstück und ein Abendessen mitnehmen. Zudem böte es sich an, Snacks wie Nüsse, Schokolade und Zuckergetränke für auf dem Weg oder für kurze Pausen mitzunehmen. Wir nahmen also mit: für jeden 1,5 geschmierte Baguettes, eine Tupperbox Nudeln, sowie drei bis vier Liter Wasser. Außerdem Bananen, gekochte Eier, Schokoriegel, ganz viel Schokomilch, ganz viel Schokolade, Fruchtmilch und noch einiges mehr, woran ich mich gerade nicht erinnere.

Gerade das Wasser machte die Rucksäcke sehr schwer, zumal Lucas - glaube ich - das Wasser von Jule und ihm getragen hat.

Marcelo jedoch hatte je ein Brötchen für jede Mahlzeit, eine Dose Wurst, die er mit den Brötchen gegessen hat, eine Flasche Wasser, in die höchstens 500ml passten, und eine Tüte Nussmischung, aus der wir bei jeder Pause etwas nehmen durften. Das mit dem Wasser erklärte er uns so, dass auf dem gesamten Takesi-Trek Wasser in Flüssen und Bächen vorhanden sei, das sehr gut trinkbar sei. Tja, das hatte mir mein Kollege Boris auch schon gesagt gehabt...

Wir nahmen es jedoch mit Humor und mussten immer wieder plötzlich brüllend lachen, weil wir an unsere Mengen an Essbarem dachten.


Der Wanderstock

"Palo de caminata (puede ser palo de escoba)" bedeutet "Wanderstock (kann auch ein Besenstiel sein)". Das hat Marcelo in unsere gemeinsame WhatsApp-Gruppe geschrieben. Wir saßen am Küchentisch und mussten sehr lachen, als wir das lasen. Natürlich würden wir keinen Wanderstock mitnehmen. Für mich war es eher ein Spaß, am Wegrand einen einigermaßen geraden Stock zu finden und ihn als Wanderstock zu benutzen. Ich fand es so lustig, dass ein Wanderstock für Marcelo so dringend in die "What to bring"-Liste gehörte, dass es notfalls auch ein Besenstiel tun würde. Also erzählte ich es meiner Kollegin des Vertrauens Ceci und die fand das gar nicht lustig und meinte, dass das gar nicht so eine dumme Idee sei. Auch Ruth bekam das von ihren Kolleg:innen zu hören. Als wir Samstags um 5.40 Uhr das Haus verließen, nahmen wir spaßeshalber zwei Besenstiele mit und das war ein sehr großes Glück, denn Oskar hatte noch einige Nachteile durch seine Verletzung am Fuß, die eigentlich schon verheilt war, und Jule bekam am Samstag starke Knieschmerzen. Daher wurden die "Wanderstöcke" gebraucht und auch ich hätte gerne einen gehabt.

Da wir ja zumindest zwei Stöcke hatten, haben wir nicht so einen großen Fehler begangen, aber es wird mir eine Lehre sein, dass Wanderstöcke gar nicht so dumm sind beim Trekken.


Die Isomatte

Zu der "What to bring"-Liste gehörte auch eine Isomatte. Jedoch hatte keine:r von uns eine solche und gedachte auch nicht, eine zu kaufen. Denn wir mussten schon ein Zelt kaufen und "Es ist ja nur eine Nacht". Vielleicht kam da auch der Gepäck-Aspekt zur Geltung. Auf jeden Fall warnten wir Marcelo vor. Hätte ja sein können, dass er Einspruch erhebt und davon abrät. Aber er antwortete: "No hay problema, el aislante es para evitar que el sleeping se ponga humedo en la noche. Pero si no hay, no es imprescindible." (Kein Problem, die Isomatte ist dazu da, dass der Schlafsack in der Nacht nicht feucht wird. Aber wenn ihr keine habt, ist sie nicht unverzichtbar).

Nach der Nacht, die wir im Zelt und ohne Isomatte verbracht haben, tat mir die rechte Hüfte sehr weh und ich musste mich auch in der Nacht wegen der Belastung der Hüfte immer wieder von der einen Seite auf die andere legen und spürte schon da die Schmerzen. Dem nächsten tat der Rücken weh und dem übernächsten die Schultern, was ich auch nachvollziehen konnte, denn die taten mir beim Schlafen auch weh. Aber am Morgen ging es. Wegen der Hüfte war der zweite Tag ziemlich qualvoll - zu der anderen Ursache kommen wir noch.

Jule meinte jedoch: "Gut, dass wir es gemacht haben". Und recht hat sie. Denn jetzt weiß ich: Keine Isomatte geht auf keinen Fall. Und ich werde mich auf meine eigene Erfahrung stützen und nicht auf meinen Verstand, den ich manchmal relativiere, weil ich denke, dass er sich vielleicht auf mich anwendbar ist und letztendlich auch nur eingetrichtert von den Erwachsenen ist.


Die Schuhe

Ich denke, generell war es eine gute Entscheidung, die Wanderschuhe anzuziehen, denn der Untergrund bestand häufig aus losen, größeren und teils rutschigen Steinen. Der Wanderschuh bot Halt und stützte den Fuß beim Umknicken. Marcelo hatte Sportschuhe an, mit denen er sehr gut zurecht kam, und hätten wir den Fluss tatsächlich durchqueren müssen, weil er die Steine überspült hätte, wären seine Schuhe vielleicht auch besser getrocknet.

Mein Fehler lag jedoch schon zurück im letzten Jahr, als ich im Oktober dem Typen bei Sportcheck gesagt habe, dass ich nicht vorne an den Schuh stoße, wenn ich runterlaufe. Der Schuh ist zu klein, weshalb ich an den Zehen Blasen bekommen habe, die am zweiten Tag so richtig anfingen, mir Schmerzen zu bereiten.


Und jetzt Generelles

Generell war das Erlebnis und der Weg sehr schön, denn er wurde von den Inkas angelegt und führte an einer ehemaligen Inka-Siedlung vorbei. Zudem erlebte man verschiedene Vegetationszonen, da der Takesi-Trek in den Anden anfängt und bis runter in die Yungas führt. Die Yungas verbinden das Hochland mit den Tropen und somit mit dem Amazonas-Regenwald Boliviens. Wir sahen also dichten Wald und wanderten durch ein schwül-warmes Klima.

Ein wenig schade war, dass wir den gesamten Samstag im Nebel / in den Wolken liefen und daher keine schöne Aussicht hatten und die Umgebung nicht so sehr wahrnahmen.

Zudem erfüllte sich mein Vorhaben des Reflektieren und Nachdenkens überhaupt nicht, da man sehr auf den Weg achten musste, um nicht auszurutschen, hinzufallen oder umzuknicken. Außerdem waren wir dank Marcelo in einem flotten Tempo unterwegs, denn dieser schien keine Probleme mit der Steigung oder der Rutschigkeit zu haben. Aber in der Nacht hatte ich unruhige und vielleicht aufschlussreiche Träume.

Den Hauptteil des Takesi-Treks haben wir am Samstag absolviert, denn am Sonntag waren wir um 12 Uhr bereits fertig und hatten eine Stunde am und im Fluss verbracht.


Von den Inkas angelegter Weg

Laut Marcelo normalerweise einer der spektakulärsten Aussichtspunkte des Takesi-Treks

Fluss, an dem wir eine Stunde Pause gemacht haben

In den Yungas - den Semitropen Boliviens


2 Kommentare


myongsookpark
myongsookpark
02. Mai 2022

Liebe Selma,

nach meiner Erfahrung bleibt es in besonderer Erinnerung, wenn man im Nebel/in den Wolken wandert.

Ich wäre auch sehr gerne mitgewandert!

Liebe Grüße

Myong-Sook

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Selma Pißler
Selma Pißler
02. Mai 2022
Antwort an

Ja. Mir kam auch während der Wanderung der Gedanke, dass ich das gerne mit dir machen würde und es dir gefallen hätte. Musst mich nur besuchen kommen. 😂

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Beitrag: Blog2_Post

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