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Wieso Bolivien?


© mayns82 / Pixabay

Ich habe diesen Blog mit einigen einleitenden Beiträgen angefangen. Ein Beitrag war mit "Wieso Südamerika?" betitelt. Ein Beitrag dazu, weshalb ich ausgerechnet nach Bolivien gehen würde, fehlte jedoch. Der Grund war, dass ich diese Frage auch nicht zufriedenstellend beantworten konnte. Ich hätte nur sagen können, dass mich das Projekt, bei dem ich mich beworben habe, interessiert hat. Aber das wäre nur halb wahr gewesen, weil mich am meisten ein Meeresschutz-FÖJ in der Dominikanischen Republik interessiert hat. Außerdem wurde ich letztendlich nicht dem Projekt zugewiesen, bei dem ich mich beworben habe.


Aber: Jetzt habe ich eine meiner Meinung nach zufriedenstellende Antwort darauf, weshalb Bolivien ein sehr tolles Land ist.


Das Land

Bolivien ist flächenmäßig dreimal größer als Deutschland. Das bedeutet, es gibt sehr viel zu sehen. Die Koordinatorin in Deutschland war schon sehr häufig in Bolivien, weil sie ihren Freiwilligendienst hier verbracht hat und einige sehr gute Freunde in Bolivien hat. Und selbst sie hat noch nicht alles gesehen, was sie gerne gesehen hätte.

Und überall wo ich war, waren Berge, die von Ort zu Ort ganz anders aussehen. Das macht die Landschaft und auch die Reisen viel spannender, weil man bei jeder Busreise viele Höhenmeter zurücklegt. Die Lanschaft bezeichne ich als "spannend", weil man meiner Ansicht nach überall wandern gehen kann. Und auch Reiseführer preisen Bolivien als das ideale Trekking-Land.

Während die Fläche Boliviens dreimal größer ist als die von Deutschland, ist die Anzahl der in Bolivien lebenden Menschen mit 11 Millionen Menschen achtmal geringer als die Einwohnerzahl Deutschlands. Von den 11 Millionen Menschen leben 4 Millionen in Santa Cruz und La Paz/El Alto. Daraus resultiert, dass es viel Land gibt, das nicht bebaut ist, was man gut bei den Busreisen erleben kann. Dadurch kommt die Diversität der bolivianischen Landschaft noch mehr zum Ausdruck.


Die Kultur

Ich liebe die bolivianische Kultur. Sie ist mit so vielen Festen verbunden, bei denen Tradition und Tanz im Vordergrund stehen. Sehr häufig gibt es Paraden auf der Straße mit Tänzer:innen, die traditionelle Tänze tanzen, die eine spirituelle Bedeutung haben. Und das Schöne ist, dass sich die gesamte Bevölkerung dafür begeistert: Auch Kinder tanzen mit Freude Tinku, Saya, Salay etc.

Und ich finde es sehr schön, wie eng die Beziehung zwischen Arbeitskolleg:innen ist. Dass wir einmal im Monat zusammen einen Tag verbringen. Oder, dass wir zu Karneval alle bei einer Kollegin zuhause gefeiert haben. Wobei ich in dieser Hinsicht nicht weiß, ob das aus der Tatsache resultiert, dass ich in einem besonderen Projekt arbeite, in dem Mitmenschlichkeit großgeschrieben wird. Schließlich sind wir Teil einer Stiftung. Vielleicht entspricht dieses Arbeitsklima nicht dem Durchschnitt.

Eine weitere Sache ist, wie sich die Menschen hier gegenseitig behandeln. Sie grüßen, wenn sie in den Minibus einsteigen (ich habe schon darüber nachgedacht, dies nach meiner Rückkehr in Deutschland zu tun, wenn ich in die Bahn einsteige :) ) und bedanken sich, wenn sie gegessen haben.


Die Sprache

Ich hatte zwei Jahre Spanisch in der Schule und mir gefiel schon damals die zweite Person Plural nicht besonders. Sie klang in meinen Ohren etwas sonderbar: "tenéis," "dais," "veis." Das Gute ist: Die Bolivianer:innen benutzen es nicht. Wenn sie eine Gruppe Menschen ansprechen, benutzen sie die dritte Person Plural. Man könnte meinen, dadurch würde Verwirrung entstehen, ob die sprechende Person über eine Gruppe spricht oder sich an eine Gruppe wendet, aber das passiert eigentlich nicht, weil es sich aus dem Kontext ergibt: Entweder ist die Gruppe vorhanden oder nicht. Wenn ich beim Kolleg:innen-Mittagessen frage: "Que han hecho los niños hoy?" ist klar, dass die Übersetzung lautet "Was haben die Kinder heute gemacht?" weil die Kinder nicht anwesend sind. Wenn ich jedoch in einen Raum ohne Erzieherin komme, in dem die Kinder machen was sie wollen, und ich gespielt entsetzt frage "Que hacen?", ist klar, dass ich mich an die Gruppe Kinder wende ("Was macht ihr?"). Und das liebe ich. Ich habe heute einer Erzieherin schon angekündigt, dass ich auch in Spanien die zweite Person Plural auf diese Weise vermeiden werde, denn ich habe vor, nach meinem Freiwilligendienst regelmäßig in spanischsprachige Länder zu reisen, um meine Spanischkenntnisse nicht zu verlieren.

Und neben einigen genialen Redewendungen und Phrasen, die ich wirklich richtig toll finde und über die ich mich jedes Mal sehr freuen kann, reden die Bolivianer ein richtig tolles Spanisch wenn man ihre Aussprache betrachtet: Klar, nicht zu schnell und so wie man es schreibt. :)

1 Comment


myongsookpark
myongsookpark
Mar 26, 2022

Liebe Selma,

das ist eine schöne Überlegung, als Bahnfahrerin die Bahngäste zu grüßen. Ich fürchte, dass du von den Fahrgäste als Talersammlerin angesehen werden wirst.🤣

Aber es ist nicht wichtig, was die anderen Menschen denken, sondern dass man durch Experimente neue Erkenntnisse gewinnt. Es lohnt sich auf jedem Fall.

Liebe Grüße

Myong-Sook

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