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Meine Arbeit Nr. 2

Seitdem die Kinder im Februar wieder die Kinder ins CEIKU und ins AEI zurückgekehrt sind, habe ich nicht viel über meine Erfahrungen berichtet, was ich hier nachholen will.


Das CEIKU war bis letzten Dienstag personell etwas unterbesetzt, weshalb sich vorübergehend einige Engpässe in der Betreuung der Kinder ergaben. Denn es wurde keine dritte Erzieherin im CEIKU angestellt, obwohl der Kindergarten mit drei Gruppen (Babys, Medianos, Grandes) im Normalbetrieb lief, nachdem im vergangenen Jahr die Zahl der Kinder wegen der Pandemie minimiert wurde und die zwei Babys zusammen mit den Medianos betreut wurden. Hinzu kam, dass zwei im CEIKU arbeitende Auszubildende zwischen den Jahren das Projekt verlassen haben. Außerdem kamen fast ausschließlich neue Kinder, die noch nicht daran gewöhnt waren, in den Kindergarten zu gehen und deshalb noch fremdelten. Um die Erzieherinnen zu unterstützen, habe ich seit Februar ausschließlich im CEIKU gearbeitet und bin nachmittags als die Kinder wegen der Eingewöhnungsphase früher abgeholt wurden zwei Stunden ins AEI gewechselt.


Das Positive ist jedoch: Ich merke seit dem Neubeginn, dass ich viel selbstständiger mit den Kindern arbeiten kann. Letztes Jahr war ich schnell überfordert, wenn ein Kind geschrien oder geweint hat und konnte es häufig nicht beruhigen. Jetzt bekomme ich das ganz gut hin und habe eine Ahnung, was ich tun muss. Heute war ich mit den "Babys" (die "Ositos"/"Bärchen") für eine Weile alleine, weil die zuständige Erzieherin eine Windel wechseln musste. Als ich in den Raum kam, haben zwei Kinder geschrien und ich habe es geschafft, dass keiner mehr weinte. Das hat mich gefreut.


Mich freut es auch, die Entwicklung eines bestimmten Kindes - nennen wir es Zuri - zu beobachten, das letztes Jahr noch zu den Babys gehörte und jetzt bei den Medianos ist. Seine Mutter war Ende des Jahres zum Putzen bei uns und da habe ich mich mit ihr unterhalten: Sie hat mir erzählt, dass sie sich um Zuri sorgt, weil Zuri noch Muttermilch trinkt. Sie hat auch viel darüber geredet, dass ihr wichtig sei, Zuri richtig zu erziehen. Zu diesem Zeitpunkt hat Zuri aber bei uns ganz normal die Zwischenmahlzeiten und das Mittagessen gegessen. Es hat sich also nicht ausschließlich von Muttermilch ernährt. Ich fand es schon im Dezember super interessant und schön mit der Mutter über ihre Sorgen und Gefühle zu reden.

Jetzt ist Zuri bei den Conejitos (den Häschen) und ich sehe, dass Zuri sehr selbstständig isst und nicht gefüttert werden muss. Außerdem ist Zuri sehr pflegeleicht, was heißt, dass Zuri sitzenbleibt, Spielsachen aufräumt, nicht laut ist, nicht viel weint etc. Gleichzeitig ist Zuri sehr fröhlich. Schon letztes Jahr war es mein "Lieblingsbaby", weil Zuri echt süß aussieht und eben schon damals sehr pflegeleicht war. Aber jetzt denke ich an mein Gespräch mit der Mutter zurück und muss lächeln, wenn ich daran denke, wie besorgt sie war.


Im AEI ist jetzt auch ein Kind - hier soll es René heißen -, das letztes Jahr noch im CEIKU war. Sein großer Bruder war schon letztes Jahr dort, sodass die beiden nun im selben Projekt wenn auch in verschiedenen Gruppen sind. Ich habe mich zunächst sehr gefreut, dass das Kind jetzt im AEI ist, sodass ich es weiterhin sehen kann. Ich habe aber auch erfahren, dass die Erzieherinnen ihre liebe Mühe mit ihm haben. Einer Kollegin hat René so heftig gegen das Bein getreten, dass sich das Bein der Erziehrin grün verfärbte. Da ich nicht dabei war, kann ich nicht sagen, in welcher Situation dies geschah. Die Kollegin meinte jedoch, dass dies geschah, als sie René zu etwas bringen wollte. Eine andere Freiwillige hat von ihrer Arbeit erzählt, dass es dort ein Kind gibt, das anderen Kindern häufig wehtut. Die Freiwillige hat es damit erklärt, dass sich das Kind seiner Kraft und der Wirkung seiner Handlungen bei anderen Menschen nicht sehr bewusst ist. Vielleicht ist das bei René auch der Fall.

Letzten Mittwoch war das Kind dann im AEI und ich habe gemerkt, dass es tatsächlich super schwierig ist, mit ihm zu arbeiten: Es isst nicht das Mittagessen, bleibt beim Essen nicht sitzen und macht sich dann auch noch lustig über einen oder lacht, wenn man versucht, es zum Stillsitzen und zum Essen zu bringen. Da kam ich selbst mit meiner Geduld und verschiedenen Tonlagen nicht weiter, was mich sehr enttäuscht hat, weil ich vielleicht etwas naiv Weise zu wenig den Berichten der Erzieherinnen geglaubt hatte. Ich dachte, ich könne das, weil ich mehr Zeit für Einzelbetreuung habe als die Kolleginnen, die sich um alle kümmern müssen. Schon im CEIKU war das Kind auffällig, aber dort hat es immerhin alles gegessen, wenn man sich daneben gesetzt hat und es ab und zu gefüttert hat. Aber jetzt verschließt es den Mund und planscht nur in der Suppe herum. Ich hatte das Gefühl, für das Kind sei das alles nur ein Spaß. Und was mich am Mittwoch letztendlich zum Aufgeben und Weggehen gebracht hat, war, dass das Kind mehrmals "Me gusta tu cuerpo" (Ich mag (oder liebe) deinen Körper) wiederholt hat. Da habe ich mich gefragt, woher es diesen sexuell konnotierten Satz hat, der natürlich nicht zu einem fünfjährigen Kind passt. Vielleicht mache ich es mir zu einfach, wenn ich den Ursprung auf die Erziehung der Eltern zurückführe. Zumal ich den Bruder sehr gerne mag, weil er seine Aufgaben erledigt, während er im AEI ist, und man auch durch Freunde und die Schule geformt wird. Dieses Ereignis beschäftigt mich auf jeden Fall.


Zur Einordnung: Die Kinder kommen aus der oberen Unterschicht, die wir "pobreza" (Armut) nennen und die sich von extremer Armut unterscheidet. Viele Kinder werden von einem Elternteil - meistens von der Mutter - aufgezogen. In einem Fall weiß ich, dass das Kind bei seiner Großmutter lebt und ernährt wird. Die Familien müssen einen Beitrag von monatlich 60 Bolivianos (7,74 Euro) leisten, wobei ich glaube, dass dieser Beitrag in einigen Fällen auch erlassen werden kann. Sehr viele Bezugspersonen der Kinder sind als Straßenverkäufer:innen tätig und verkaufen Lappen, Desinfektionssprühflaschen, Kleidung, Handyzubehör oder Ähnliches.

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