Corona macht auch nicht vor uns Halt
- Selma Pißler
- 12. Jan. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. März 2022
Corona betrifft auch uns Freiwillige. Vor unserer Abreise wurde uns mehrmals gesagt, dass wir damit rechnen müssen, auch in unseren Gastländern in Quarantäne zu gehen. Mit unserer Ausreise haben wir das akzeptiert. Und jetzt ist es so weit: Von uns neun Freiwilligen haben sich innerhalb der letzten Woche mehrere mit dem Coronavirus infiziert.
Es fing damit an, dass am Mittwochabend drei Freiwillige mehr oder weniger aus Spaß einen Coronaschnelltest gemacht haben, den sie aus Deutschland mitgebracht haben, die positiv ausfielen. Allerdings bestand da noch Hoffnung, dass sie falsch positiv waren, weil die Schnelltests im Reisegepäck waren. Somit waren sie sehr tiefen Temperaturen ausgesetzt und hätten kaputt sein können.
Deshalb sind wir alle am Donnerstag nicht zur Arbeit gegangen. Die drei Freiwilligen haben im Krankenhaus einen PCR-Test gemacht und wir anderen sechs sind zum nahegelegenen Schwimmstadion gelaufen, um dort einen kostenlosen Schnelltest zu machen. Allerdings waren wir erst nach neun Uhr da, sodass die Schlange unglaublich lang war. Und da wir nicht bis Nachmittags warten wollten, gingen wir nach Hause. Die drei PCR-Tests waren jedoch positiv, sodass sich die drei auf ihren Zimmern in Isolation begeben haben.

Am Freitag sind wir sechs Freiwilligen dann um sechs Uhr aufgestanden, um um halb sieben am Schwimmstadion zu sein, denn das hatte man uns am Donnerstag empfohlen. Das hat auch geklappt, da wir die Zweiten in der Schlange waren. Allerdings wussten wir nicht, dass das Testzentrum erst um neun Uhr öffnet. Und da in Bolivien alles ein wenig zeitverzögert stattfindet, öffnete das Testzentrum erst um halb zehn. Da haben wir dann gemerkt, dass sich viele Menschen einfach vor die ersten Leute gestellt haben, sodass wir nicht mehr die Zweiten waren, die getestet wurden. Wir bekamen eine Zahl auf den Arm geschrieben und durften gegen halb elf ins Testzentrum, wurden um elf Uhr getestet und mussten warten, um unsere Ergebnisse auf einem Papier zu bekommen - nichts mit Digitalisierung. Ich war negativ, was MICH nicht verwunderte, da ich am Montag ebenfalls einen negativen Schnelltest gemacht hatte. Da ich aber huste (deshalb war ich am Montag bei der Ärztin), waren die anderen Freiwilligen davon überzeugt, dass ich Corona habe. Auf den Punkt gebracht: Drei positive und drei negative Schnelltests. Das bedeutete, dass wir drei in eine andere Wohnung zogen und für fünf Tage in Quarantäne gingen, um uns am Dienstag noch einmal zu testen. Bei sechs positiven Menschen in einem Haushalt hätte es ja sein können, dass wir uns angesteckt haben, aber es noch zu früh für eine Erkennung durch Schnelltests ist. Währenddessen begaben sich die anderen sechs in unserem eigentlichen Haus für vierzehn Tage in Quarantäne.

Am Dienstag fuhren wir drei ins Krankenhaus und zwei von uns machten den günstigeren Schnelltest (100 BOL / 12,78 EUR), während einer einen PCR Test für 500 Bolivianos (63,92 EUR) machte. Ich war immer noch negativ, genauso wie der PCR-Test, aber der andere Schnelltest war positiv. Nun dürfen Lucas und ich arbeiten gehen und Christian muss in unser Haus zurück ziehen.
Wie ich mir die Zeit vertreibe
Lesen
Ich habe von Herrn Knudsen, der scheinbar auch meinen Blog liest - herzliche Grüße - unter anderem ein Buch mit Geschichten aus Südamerika geschenkt bekommen. Auf der linken Seite steht die Geschichte auf Spanisch und auf der rechten Seite ist die sehr kunstvolle Übersetzung auf Deutsch. Vielen Dank an dieser Stelle. Die Geschichten sind sehr interessant und ich erkenne einige Motive wieder, die anscheinend typisch für Geschichten Südamerikas sind. Ich war nämlich vor einiger Zeit im Museum für Ethnografie und Folklore in La Paz, wo ich über die Bräuche und Legenden (und einiges mehr) der andinen Bevölkerung erfahren habe.
Zum anderen habe ich den Reiseführer gelesen und mir aufgeschrieben, wo ich gerne hinwill, wenn ich aus dieser Quarantäne raus bin. Ich plane, einige Wochenendtrips zu machen, bei denen ich Freitag nach der Arbeit losfahre und Sonntagabend zurückkomme. Ziele sind Tiwanaku (das ist eher ein Tagesausflug), Rurrenabaque (Dschungel!!!), Salar de Uyuni (Salzwüste und Lithiumvorkommen), Cochabamba (kulinarische Hauptstadt Boliviens, Christusstatue) und Copacabana (ganz wo anders als Cochabamba, am Titikakasee). Zudem will ich in La Paz in die Kathedrale San Francisco und zur Calle Jaen. Das beides lässt sich aber an einem Tag erledigen.
Duolingo
Tolle App, mit der man Sprachen lernen kann. Ich hatte eigentlich vor, fertig zu sein, bevor ich ausreise - das hat nicht so gut geklappt -, aber vielleicht bekomme ich es in nächster Zeit hin.
Essen
Wir bekommen vom Heim, in dessen Gästewohnung wir leben, Essen hochgebracht. Die letzten Tage war das nur Mittagessen, aber gestern Abend haben wir auch Abendessen bekommen und heute wurde ich durch das Frühstück geweckt, was ziemlich peinlich war, weil ich plötzlich Spanisch sprechen musste und im Pyjama und ungekämmten Haaren vor den Angestellten stand. Hätte ja keiner wissen können, dass jetzt auch das Frühstück gebracht wird und Lucas, der eigentlich das Essen entgegennimmt, sein PCR-Test-Ergebnis abholen gegangen ist. Die Menschen trinken hier übrigens Kakao mit Kakaopulver und Wasser.
Gestern hatte ich mir gerade Frühstück gemacht, als das Mittagessen kam. Es war halt schon halb drei.

Telefonieren
Da ich jetzt so richtig viel Zeit habe, habe ich bei einigen meiner Freundinnen in Deutschland angeregt, mal zu telefonieren. Ich fand wunderschön, sich mal über die verschiedenen Leben und die gemeinsamen Freundinnen auszutauschen. Vielen Dank an dieser Stelle!
Vis a Vis schauen
Ich habe die Reihenfolge der Aktivitäten danach ausgerichtet, wie viel Zeit ich damit verbringe. Auf Duolingo habe ich die letzten Tage immer etwas mehr als 90 Minuten verbracht. Netflix schaue ich deutlich mehr. Eine Freundin hat mir kurz vor meiner Ausreise die spanische Serie Vis a Vis empfohlen, die ich jetzt intensiv schaue, weshalb mir scheinbar ein wenig das Zeitgefühl flöten geht (siehe Essen).
Fazit: Mir geht es also trotz Quarantäne sehr gut.
Comments